„WAS IN DEN U.S.A. GESCHIEHT HAT NICHTS MIT UNS ZU TUN“

Rassismus kennt keine Grenzen. Die Debatte ist nicht neu. Der US-Amerikaner George Floyd war nicht der erste Schwarze Mensch, der durch ungerechte Gewalt, ausgeübt von einem weißen Mann in einer vermeintlichen Machtposition der Gesellschaft, starb. Millionen andere Schwarze, auch lange Zeit vor ihm, teilten dieses Schicksal überall auf der Welt. Viele werden es leider noch teilen müssen.

Christy Schwundeck, Rooble Muse Warsame, Oury Jalloh, Ousman Sey – das sind mehr als nur Namen; es sind ähnliche Schicksale aus Deutschland. Alle von ihnen starben aus bisher ungeklärten bzw. widersprüchlichen Gründen durch Polizist*innen; durch Schusswaffengebrauch oder in Gewahrsam. Ihre Todesumstände wurden nicht vollständig aufgeklärt, wodurch nie ein gerechtes Urteil gefällt werden konnte. Die Fragen, die wir uns dabei stellen müssen: würde Christy nicht noch leben, wenn sie eine weiße Frau gewesen wäre? Wären die Todesumstände eines weißen 22-jährigen, im selben Alter wie Rooble, in Polizeigewahrsam nicht sofortig und schnell aufgeklärt worden? Warum hat man Ousman nicht ernst genommen, als er einen Krankenwagen wegen Herzproblemen rief? Hätte man auch einem weißen Mann eine Behandlung verwehrt und ihn statt in ein Krankenhaus auf eine Polizeiwache gebracht? Wie hätten die Medien reagiert, wenn ein weißer Mann trotz Bitten um Hilfe anschließend auf einer Wache an einem Atemstillstand verstirbt? Oury war nicht der Erste, der in Dessauer Polizeigewahrsam, unter demselben Dienstgruppenleiter, verstorben ist. Die Umstände blieben zum größten Teil ungeklärt, Aussagen widersprachen einander. Dennoch gab es Freisprüche. Warum? Wir dürfen nicht länger wegschauen, nur weil wir wegschauen KÖNNEN.

Als weiße Person wird man hier nicht aufgrund seiner Hautfarbe vorverurteilt. Man wird nicht anders angeschaut. Das ist keine „Normalität“, sondern ein Privileg. Nur weil man selbst keine Diskriminierung erlebt, ist sie nicht weniger real. Alltagsrassismus ist fest in der Gesellschaft verankert. Es geht um mehr als Politik, es geht um Menschenrechte. Reflektieren Sie sich einmal selbst: was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie eine Schwarze Person auf der Straße sehen? Was wären Ihre Gedanken, wenn die neue Frau von nebenan eine dunkle Haut hat? Wenn sich Ihnen in der S-Bahn ein dunkelhäutiger Herr gegenübersetzt? Worin unterscheidet sich Ihre Reaktion auf eine weiße Person? Wissen Sie, woher diese Reaktion stammt und weshalb?

Viele von uns denken, sie seien weltoffen und nicht rassistisch, profitieren aber weiterhin, oftmals unwissentlich und ohne Absicht, von den „weißen Privilegien“ unserer westlichen Gesellschaft und ihrer Geschichte von Unterdrückung und Aneignung, welche Schwarzen Menschen bis heute das Leben schwer macht. Dies bei sich selbst zu erkennen kann sehr erschreckend und unangenehm sein. Es ist eine Sache, sich über Rassismus zu informieren und eine andere, ihn am eigenen Körper zu erfahren.

Aber was kann ich tun, um zu helfen?„

Informieren Sie sich zu BLACK LIVES MATTER. Es gibt unzählige hilfreiche Webseiten, Bücher, Filme, Serien usw. Übrigens: die Proteste für Gerechtigkeit in den USA kann man auch von Deutschland aus unterstützen – Petitionen unterschreiben, E-Mails verschicken, online spenden, sich weiterbilden. Es gibt viele aufschlussreiche Ratgeber, wie man Betroffenen zur Seite stehen und wie man sein eigenes Privileg zum Besten nutzen kann, ohne Angehören der BIPOC (Black, Indigenous, and People of Color) weiteren Nachteilen auszusetzen. Wie können wir alle zusammenarbeiten, um in einem besseren, wirklich offenen Miteinander zu leben, wo Menschen nicht länger aufgrund Ihrer Hautfarbe diskriminiert und gehasst, verletzt oder gar getötet werden…?

Wenn man sich in Situationen der Ungerechtigkeit neutral verhält, hat man sich auf die Seite des Unterdrückers gestellt.“ – Desmond Tutu, Menschenrechtsaktivist