Hiermit möchten wir kurz über einen Sachverhalt vom vergangenen Freitag, den 12.04.2019 informieren.
Am Freitag übernahmen Freunde des Vereins „Alternatives Jugendprojekt 1260 e. V. – Horte“ die Bewerbung der Veranstaltung am 20. April, in dem Plakate in Strausberg angebracht wurden. Der 20. April wird von Neonazis gemeinhin als „Führergeburtstag“ gefeiert. Dieses im Hinterkopf habend, hatten die Plakate einen klaren antifaschistischen und antihitlerischen Inhalt.
Gegen 23 Uhr wurden die Plakatierenden dann am Bahnhof Strausberg-Stadt anfangs von nur einer schwarz-gekleideten Person angesprochen, was sie da machen würden. Die Plakatierenden erklärten daraufhin , dass sie Werbung für die Veranstaltung kleben würden. Kurz darauf kamen zwei weitere, ebenfalls schwarz gekleidete und teilweise vermummte Personen, aus der anderen Richtung und sprachen die Plakatierer ebenfalls an. Die drei Personen gehörten klar zusammen und forderten die Plakatierer auf, ihre Tätigkeiten sofort einzustellen, teils mit der Begründung, dass sie nicht der gleichen politischen Meinung wären.
Nachdem der Fall an uns heran getragen wurde, sahen wir uns mit den Bedrohten gemeinsam Bilder/Fotos im Internet zur örtlichen Neonaziszene an und konnten die Angreifer zweifelsfrei identifizieren.
Hierbei handelt es sich um die zwei Bandmitglieder der Rechtsrockband „Exzess“: Tobias V. (Gesang, MMA-Kämpfer) und Patrick A. (Schlagzeug, ehemals DVU-Kandidat), sowie um Andrew Ron S. (NPD).
Auffallend ist, dass Herr Patrick A. hier gezielt und unter dem Eindruck eines „besorgten Bürgers“ einen der Plakatierer ansprach, wissen wollte, was da passiert und sich völlig ahnungslos gab. Im weiteren Verlauf übernahm dann Herr Tobias V. die Redegewalt, während Herr Andrew Ron S. – teilweise vermummt – und Herr Patrick A. martialisch um die Personen liefen.
Zu den genannten Personen lassen sich allerhand Beispiele für ihre rechte Gesinnung benennen, die hier aber nicht Bestandteil sind.
Neben der schon erwähnten Begründung, dass die drei Neonazis nicht der gleichen politischen Meinung seien und sie deshalb die Plakate nicht gut finden – unabhängig davon das es sich um Werbung für eine Veranstaltung handelte – wurden verschiedene andere Begründungen herangezogen. Zum Beispiel, dass die Plakate schlecht für die Umwelt seien, da sie jetzt alle Plakate abreißen würden und so Papiermüll entstehe. Auch wurde argumentiert, dass sie ja ebenfalls keine Plakate mit ihrer politischen Meinung kleben würden. Kruder wurde es, als anschließend an diesen Argumentationen Tobias V. von einem „Gentleman agreement“ sprach, das besagt, dass man sich hier in Strausberg nicht gegenseitig „auf die Schnauze“ haut.
Die Plakatierer beendeten daraufhin ihre Arbeit und verließen den Ort. Was die Neonazis machten ist unklar.
Als Fazit ist zu beurteilen, dass es sich hier nicht um eine zufällige Begegnung gehandelt hat, sondern die rechten Protagonisten gezielt nach den Personen gesucht haben, da sie bestens darüber informiert waren, dass bereits an anderen Stellen plakatiert wurde und sie eine einheitliche Kleidung trugen, um im Zweifelsfall schwieriger identifiziert werden zu können.
Es ist anzunehmen, dass die Betroffenen bereits in der Strausberger Vorstadt beobachtet wurden und über Handy der militante Kreis mobilisiert wurde.
Hiermit ist klar erkennbar, dass Teile des rechten Spektrums gezielt die Gewalt im öffentlichen Raum suchen, um in rockerähnlicher Attitüde Gebietsansprüche geltend zu machen.
Inwieweit ggf. aus diesem Personenkreis weitere Straftaten begangen wurden oder begangen werden, ist bislang nicht klar zu beurteilen. Darüber hinaus stellt dieses Ereignis eine Zäsur dar, da organisierte Neonazis in den vergangenen Jahren fast nie so offen und bedrohend aufgetreten sind. Was das mit dem „Gentleman agreement“ auf sich hat, ist dabei fraglich.
Strausberg, der 19. April 2019
Internetverweise zu den Protagonisten:
Exzess:
Exzess – umtriebige Neonazis aus einem rockerähnlichen Milieu
http://oireszene.blogsport.de/2018/06/07/hassmusik-mit-vier-neonazi-bands/
Das extrem rechte Kampfsportturnier „Tiwaz – Kampf der freien Männer“
http://apap.blogsport.eu/files/2014/01/hinter_den_kulissen_nummer_3_jahr_2013.pdf
Andrew Ron S.:
https://www.antifa-berlin.info/recherche/1297-andrew-stelter—der-nazi-handwerker-in-deiner-wohnung
http://apap.blogsport.eu/files/2014/01/hinter_den_kulissen_nummer_3_jahr_2013.pdf